Diagnose unnormal. Zur Pathologisierung von Aromantik und Asexualität in der Psychotherapie

Ein Erfahrungsbericht einer asexuellen Aromantikerin über die negativen Folgen des patholo-gisierenden Diagnosewahns bezüglich Aromantik und Asexualität.

 

Da ich früher unabhängig von meiner romantischen und sexuellen Orientierung an sozialen Ängsten litt, wollte ich gerne thematisieren, wie man deswegen als Aromantiker pathologisiert werden kann.

 

Meine ganze Jugend bis hin zum jungen Erwachsenenalter habe ich unter sozialen Ängsten gelitten. Diese kamen hauptsächlich durch meine autistischen Züge, aber leider auch durch meine Erziehung bzw. durch den nahezu zwanghaften Versuch, mich um jeden Preis „normal“ machen zu wollen. Aufgrund dessen kam ich öfters mit Psychotherapeuten in Berührung.

Durch die konsequente Konfrontation und Auseinandersetzung mit anderen Menschen, vor allem Gleichaltrigen, haben sich die Probleme nach und nach gebessert. Auffällig war jedoch, dass ich mir dennoch keinen Partner wünschte und genau darin bestand aus Sicht meiner Mitmenschen immer noch ein „Problem“.

Angeblich hätte ich immer noch Angst vor einer Liebesbeziehung. In allen anderen Bereichen hatte ich gelernt, mit meiner sozialen Empfindlichkeit umzugehen und soziale Signale richtig zu deuten. Beim Thema „Liebesbeziehungen“ blieb ich aus Sicht der anderen allerdings immer noch „gestört“.
Mein komplettes Umfeld unterstellte mir ständig, dass meine Aromantik nur eine Schutzbehauptung wäre und ich in dem Bereich noch nicht soweit sei, an meinen sozialen Ängsten und an der Angst vor dem anderen Geschlecht zu arbeiten.

 

Besonders in Therapiekliniken wurde meine aromantische Orientierung nicht ernst genommen. Ich hatte sowohl dort als auch im richtigen Leben immer wieder Verehrer. Das an sich fand ich nicht schlimm, dafür aber die Art und Weise, wie das Personal der Kliniken darauf reagierte.

Alle freuten sich mit mir, worüber ich mich wunderte, weil in Kliniken Beziehungen eigentlich nicht gerne gesehen werden. Bei mir war das anders. Offenbar nahmen die Mitarbeiter dies als Zeichen einer weiteren Gesundung meinerseits wahr. Man konnte ihnen ihre Erleichterung richtig ansehen; sie waren froh darüber, dass es bei mir anscheinend doch noch klappen würde mit der romantischen Liebe.

So wurde mir sehr häufig vom Pflegepersonal und den Ärzten zugelächelt, wenn sie mich zusammen mit einem meiner Verehrer sahen. In ihren Blicken konnte ich lesen, dass ich mich in eine von meinem Umfeld gewünschte Richtung entwickelte, wenn ich mich darauf einlassen würde. Allerdings fühlte ich mich damit ziemlich unwohl. Ich wollte und will keine Beziehung.

 

Dass ich auf einmal für deutlich gesünder gehalten wurde, als ich von potentiellen Verehren umgeben war, hat mir sehr zu denken gegeben. Diese Spiegelung durch meine Mitmenschen hat meine psychische Situation sogar verschlechtert. Durch das vorgespielte sozial erwünschte Verhalten haben sich meine Minderwertigkeitskomplexe noch verstärkt.

Denn ich habe zwar sozial erwünschtes Verhalten gezeigt, aber es war nicht das, was ich wirklich gefühlt habe. Ich habe damals ernsthaft bei einem meiner Verehrer überlegt, ob ich so tun soll, als ob ich auch in ihn verliebt wäre, aber ich habe das nicht übers Herz gebracht. Also haben wir uns ohne romantische Intentionen meinerseits angefreundet, was allerdings schwierig war, da er sich immer noch erhoffte, eine Beziehung mit mir führen zu können.

 

Weil wir uns in der Klinik gelangweilt haben, verbrachten wir viel Zeit miteinander. Wir hatten viel Spaß und als Mensch war er interessant. Natürlich entging das auch dem Personal nicht. An sich hätte mir ihre Freude gefallen, aber die Tatsache, dass sie sich nur freuten, weil sie dachten, dass wir in einer romantischen Beziehung sind, störte mich.

Eines Tages sagte mein Freund zu mir: „Ich hatte heute wieder Therapiestunde (er hatte eine andere Therapeutin als ich) und meine Therapeutin hat mir Tipps gegeben, wie ich mich verhalten könnte, um attraktiver auf dich zu wirken.

Ich hielt das erst für einen Scherz und dachte, er hätte sich das Ganze nur ausgedacht, um mir klarzumachen, wie gerne er eine Beziehung mit mir führen würde. Leider entsprach es der Wahrheit. Ich sagte also zu meinem Freund“, dass er sich keine Mühe zu geben brauche, denn ich würde ihn auch nicht als Partner haben wollen, wenn er anders (und seiner Meinung nach besser) wäre. Er fragte mich auch weiterhin oft, was er denn ändern müsse und nervte mich sehr damit dennoch blieben wir befreundet.

 

Nach ein paar Wochen bin ich dann auf eine andere Station verlegt worden, er blieb auf der alten. In dieser Zeit telefonierten wir fast täglich. Normalerweise tat ich das von meinem Handy aus, aber an einem Tag war es kaputt. Ich rief ihn also vom Patiententelefon aus an, welches sich auf dem Gang vor dem Dienstzimmer befand. Die diensthabende Mitarbeiterin hat natürlich alles mithören können, aber das war mir relativ egal. Nicht egal war mich jedoch, dass sie mich danach grinsend ansprach und sagte, dass sie sich für mich freue, weil ich offenbar in ihn verliebt wäre und das doch so schön für uns sei. Ich widersprach ihr und sagte, dass wir uns einfach nur gerne miteinander unterhalten. Doch das glaubte sie mir nicht.

 

Überhaupt ist mir in dieser Zeit aufgefallen, dass es von Therapeuten und Psychologen gerne gesehen wird, wenn sich ihre Patienten mit sozialer Phobie/ sozialer Gehemmtheit verlieben und im Idealfall eine Partnerschaft eingehen. Das scheint für sie der Beweis zu sein, dass ihr Patient jetzt wirklich gesund ist, denn Liebesbeziehungen gelten als der größte Beweis für eine Verringerung sozialer Ängste.

Auch später, als ich in einer betreuten WG lebte, gab es dort einen Mitbewohner, der Beziehungsinteresse an mir hatte. Leider steckte ich damals in finanziellen Schwierigkeiten und hoffte naiverweise, dass er mir da raus helfen könnte. Also wehrte ich den Kontakt zu ihm nicht ab. Nach kurzer Zeit machte es auf Außenstehende den Eindruck, als ob wir ein Liebespaar wären. Wieder freute sich meine Bezugsbetreuerin für mich, wir wurden von Mitarbeitern angelächelt und ich wurde offenbar als sozialer wahrgenommen.

 

Als ich eine ambulante Therapie gemacht habe, musste ich dort auch einen Fragebogen ausfüllen, der meine allgemeine Zufriedeheit erfassen sollte. Da es mir damals aufgrund einer Schmerz-erkrankung psychisch schlecht ging, beantwortete ich die meisten Fragen auch dementsprechend. Nicht jedoch in dem Bereich Liebe, Partnerschaft und Sexualität. Dort gab ich wahrheitsgemäß an, dass ich in diesen Bereichen sehr zufrieden bin.

Es kam, wie es kommen musste: Bei der Auswertung der Ergebnisse war meine Therapeutin darüber sehr verwundert. Sie fragte mich, ob meine Antworten wirklich der Wahrheit entsprächen. Ich bestätigte ihr dies. Daraufhin sagte sie, dass kaum jemand mit seinem Liebes- und Sexualleben zufrieden sei und hakte nach, ob das wirklich so stimme bei mir. Ich bejahte dies erneut, denke aber, dass sie mir nicht geglaubt hat.

 

Außerdem hatte ich das Gefühl, dass sie von mir dachte, ich sei in Wirklichkeit unzufrieden und würde es mich nur nicht zuzugeben trauen, weil ich genau weiß, dass ich mit meiner geringen sozialen Kompetenz und meinem schlechten Selbstwertgefühl Probleme auf dem Partnermarkt bekommen würde. Hätte sie mich wirklich ernst genommen, dann hätte sie nicht so sonderbar darauf reagiert und freundlich interessiert nachgefragt. Aber wie so viele Menschen ging sie automatisch davon aus, dass man ohne Partner nicht glücklich sein kann.

 

Ein paar Jahre später habe ich das Thema bei einer anderen Therapeutin von mir aus angesprochen. Ich habe sie gefragt, warum ich mich nicht verlieben kann und warum es Menschen gibt, die kein Interesse an einer romantischen Partnerschaft haben. Ihre Antwort dazu war: Weil sie vermutlich nie von ihren Eltern geliebt worden sind und somit nicht wissen können, was Liebe ist.

Daraufhin habe ich erwidert, dass die Eltern-Kind-Liebe doch etwas ganz anderes als die partnerschaftliche Liebe ist, doch dazu sagte sie nur, dort werde der Grundstein zur Liebesfähigkeit gelegt. Als würde sich die Liebesfähigkeit eines Menschen nur und ausschließlich in romantischen Partnerschaften zeigen!

 

Wegen dem psychotherapeutischen Hang zur Pathologisierung von Orientierungen abseits der Norm ist es wirklich schwierig, mit Therapeuten oder Psychologen über dieses Thema zu sprechen. Ich wünsche mir, dass Aromantik von dieser Berufsgruppe endlich als eigenständige romantische Orientierung anerkannt wird, denn gerade im geschützten Raum einer Psychotherapie ist es wichtig, auf die Bedürfnisse der Patienten einzugehen und diese in ihren Gefühlen ernst zu nehmen.

 

Anonym

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Kommentare: 16
  • #1

    Luna (Sonntag, 27 Dezember 2015 19:36)

    Ich war noch nie in Therapie, aber genau wegen so etwas würde ich wohl Hemmungen haben, meine Aromantik gegenüber Psychologen anzusprechen. Das ist für die doch ein gefundenes Fressen.

  • #2

    bet (Sonntag, 27 Dezember 2015 21:10)

    da muss man nen paar mal mit nem mann telefonieren und schon ist man verliebt! die leute überinterpretieren echt jede geste in mann-frau-beziehungen.

  • #3

    Mary (Sonntag, 27 Dezember 2015 22:15)

    Was kann man anderes erwarten? Fehlende sexuelle Lust steht im ICD-10 als krankheitssymptom gelistet und Aromantik wird wahrscheinlich als Soziopathie ausgelegt.

    Da haben wir auch schon die Quelle für solche Vorurteile: normative gesellschaftliche Konstrukte.

  • #4

    Flattermaus (Montag, 28 Dezember 2015 06:46)

    Erlebnisberichte nicht aus sonstigen Gründen in Therapie Befindlicher wären hier auch wichtig. aber was soll man da auch ausführen? wie sich andere in deren Pubertätszeit über mich verwundert hatten, weil ich an Aufmerksamkeitserlangungsstreichen dem anderen Geschlecht gegenüber nicht mitgemacht hatte, daran völlig uninteressiert war und deren Verhalten verwunderlich fand? wie ich bei selbstverständlichen nebensätzlichen Erwähnungen eines etwaigen Partners gleich damit rausrücke, dass ich niemals eine Partnerschaft eingehen werde, Partnerschaft für mich völlig ablehne? dass ich immer noch so kindlich bin wie als Kind, denn wer nie in die (geistige)Pubertät kommt, kann auch nie aus der Pubertät herauskommen? dass das alles für mich schön und richtig so ist? dass Leute, die mich faszinieren, inspirieren und mit denen ich gerne Kontakt möchte, in mir ein brausepulverartiges Prickeln auslösen, ich sie aber nicht als mein Gegenstück sehen könnte, sondern als interessante Person? dass ich Kuscheln mit Hunden mag, mit Menschen aber nicht? dass ich nicht oft aber manchmal traurig bin, weil der Mensch doch ein soziales Wesen ist, ich dahin eine gewisse Sehnsucht spüre, die ich aber schon lange nicht mehr durch Begegnungen mit anderen stillen konnte, weil mich die Längen und Kompromisse im Umgang mit anderen nerven oder sogar wütend machen?

  • #5

    Siku (Montag, 28 Dezember 2015 07:20)

    Flattermaus, alle von dir genannten Punkte könnten in einen solchen Erfahrungsbericht. Aromantik hat viele Facetten und jeder Aromantiker erlebt sie ein bisschen anders.

    Der Grund dafür, dass wir auch Erfahrungsberichte von Menschen veröffentlichen, die sich in Therapie befinden oder andere psychische Probleme haben, liegt in der folgenden Überzeugung: Gefühle und Identitätszuschreibungen sind grundsätzlich ernstzunehmen.

    Aromantik als Konstrukt ist auch nur ein Label, um anderen Menschen die eigene Lebensrealität verständlich zu machen und daher für jeden passend, der sich damit identifizieren kann.

  • #6

    Flattermaus (Montag, 28 Dezember 2015 18:09)

    Natürlich können in Behandlung Befindliche genauso aromantisch/asexuell sein wie alle anderen auch. Es geht nur um die Wirkung nach außen, denn wenn hier sich hauptsächlich solche vorstellen, dann kann das leicht nach außen den Eindruck erwecken, die Therapien hätten etwas mit der Aromantik/Asexualität zu tun, was ja hier in den beiden Fällen nicht stimmt. Wenn Asex oder Arom zu einer Therapie führen, dann nur über sekundären Leidensdruck, weil jemand mit den nervigen oder plagenden Reaktionen des engstirnigen Umfeldes nicht klarkommt.

  • #7

    Mia (Dienstag, 29 Dezember 2015 08:14)

    Hier sind noch nicht viele Erfahrungsberichte. .. glaube das ist vielen zu intim, sowas einzusenden ! Ich würde es wie Flattermaus besser finden wenn hier auch von menschen ohne Therapieerfahrung was kommt - selber habe ich leider kein grosses Schreibtalent !

  • #8

    Siku (Dienstag, 29 Dezember 2015 18:04)

    Für einen Gesamteindruck wäre es sicher besser, auch Berichte von Aromantikern ohne Therapieerfahrung zu veröffentlichen, da habt ihr Recht. Aber ihr dürft nicht vergessen, dass die Seite erst seit Ende Novemer 2015 online ist, erst einen Monat also. So viele Einsendungen können wir noch gar nicht haben, weil unsere Website erst einmal bekannter werden muss. Berichte über Asexualität gibt es hier bisher z.B. noch keine.

    Noch ein Punkt ist der 'Mangel' an Aromantikern. Es gibt nicht viele, die sich mit dieser romantischen Orientierung identifizieren können und diejenigen müssen dann auch erst einmal Lust haben, für uns einen Erfahrungsbericht zu schreiben.

    @Mia: Niemand muss das große Schreibtalent sein, um seine Erfahrungen hier mit anderen teilen zu können. Kari und ich führen für jeden Text vor Veröffentlichung ein gründliches Lektorat durch und helfen den Autoren auch bei den Formulierungen, falls das erwünscht ist.

  • #9

    bet (Mittwoch, 30 Dezember 2015 15:34)

    selbst hätten wir 10 berichte von gesunden, würde das mit der krankeinredung nicht aufhören. von daher einfach reden lassen.

  • #10

    Julia (Freitag, 08 Januar 2016 14:40)

    Ach, ich kenne das auch, nicht genauso, aber diese Pathologisierung von Aromantik und Asexualität. Leider war ich lange Zeit selbst nicht sicher, wie ich mich definieren soll, aber der Tenor "kein Interesse an Männern" war schon da. Das hat mir dann eine Reaktion à la "Sie lehnen Ihre Weiblichkeit ab" eingetragen... Meine jetzige Therapeutin hat in Bezug auf Aromantik/Asexualität und meine teifsitzenden Normalitätsvorstellungen jedoch gesagt: "Sie müssen mal von dem Trip runterkommen, dass Sie nicht normal seien! Sie schaden doch niemandem, und wenn Sie dem Ganzen nichts abgewinnen können, na und?!"

  • #11

    Nina (Montag, 25 Januar 2016 23:31)

    @Julia:
    Das finde ich gut, so eine Therapeutin hätte ich auch gerne gehabt. Wir sollten noch viel selbstsicherer damit umgehen!

  • #12

    Zara (Freitag, 18 März 2016 01:49)

    Ich kenne solche Unterstellungen, Verdrehungen der eigenen Aussagen und Gefühle (bspw. dieses "Sie sind ja doch verliebt auch wenn Sie behaupten nur freundschaftlich zu empfinden") leider auch.

    Ärgerlich besonders, wenn cih jmd. nur freundschaftlich weiter kennenlernen möchte und der soweit auch nur freundschaftlich zu empfinden scheint und dannDritte meinen das in eine beginnende Romanze umdeuten zu müssen, bloß weil es Mann & Frau sind, die d amiteinander befreundet sind bzw. sich gut verstehen. Das empfinde cih als extrem anmaßend, störend und übergriffig. Hat mir früher auch eine bis dato gute Bekanntschaft mit einem Jungen kaputtgemacht. Derjenige dachte irgendwann nämlich, dass die Dritten recht hätten, und ich verliebt sein müsse - und wollte dann letztlich selbst mehr (u.a. um eben offiziell eine Partnerin zu haben und andere es als Makel sehen könnten (kam er auch drauf durch gutes Zureden Dritter -.-), wenn er als Junge mit einem Mädchen nur befreundet ist ohne mit ihr zusammen zu sein und dass er damit ja in der friendzone wäre, was ein echter Mann auf jeden Fall vermeiden solle und sowas abwertend für ihn wäre und ich pöhse Frau ihn damit betaisiert hätte, was sowas wie kastriert/entmännlicht bedeutet in dem Kontext.)
    -----------

    Dummerweise war ich lange der Ansicht, dass ich falsch bin so wie ich denke, fühle und mich im sozialen Miteinander verhalte. Gleichzeitig wußte ich aber, was ich fühle und was nicht in manchen Punkten, z.B., dass ich NICHT verliebt bin und jemanden nur freundschaftlich interessant bis sympathisch finde.

    Diese anmaßenden, krankmachenden Überstülpungen von anderen, waren lange Kern meines pers. Problems bzgl. meines Selbstverständnisses und außerdem "triggernd". Triggernd, weil ich an sich ein ausgeglichener Mensch bin, aber diese Überstülpungen a la "Wir wissen besser als du, was du fühlst und was gut für dich ist" mich sehr wütend machen - gerade weil ich noch zu gut weiß, was das mit mir gemacht hat/in mir ausgelöst hat als Kind/Jugendliche und junge Erwachsene.

    Ich verstehe nicht, wieso man jemanden sowas überstülpen muss und das ausgerechnet wie bei dir im therapeutischen Setting noch als konstruktiv und gesundmachend darstellt. Ist auch sehr gesund, wenn man jemanden nur lange und hartnäckig genug einredet, was er gefälligst zu fühlen und toll zu finden hat. Das ist so schon schlimm, aber ausgerechnet in einer Therapie bzw. Klinik echt krass und übel. Bin da gerade etwas fassungslos ....

    Wobei ich auch schon mal mitbekommen habe, dass in einer Klinik einer Frau erklärt worden ist, dass sie für eine Frau abnormal wäre (würde wirklich so gesagt), weil sie gut logisch-rational denken könnte und gut in Mathematik ist. Da fällt mir nichts mehr zu ein... Gerade Therapeuten sollten mit Geschlechtsstereotypen und Vorurteilen doch differenzierter und zurückhaltender umgehen können; ich meine wir leben immerhin im 21. Jahrhundert.
    Mag sein, dass das schwarze Schafe ihrer Zunft gewesen sind, aber bei dir war es ja durchgehend so mit verschiedenen Therapeuten/Klinikpersonal.

    Ende Teil 1

  • #13

    Zara (Freitag, 18 März 2016 02:05)

    Teil 2:
    Ich kenne auch Aussagen wie:
    - der Richtige war bei dir noch nciht dabei/kommt bestimmt noch
    (aha - ich bin also aus Sicht desjenigen jmd. mit grds. Beziehungswunsch mit dem Richtigen + heterosexuell. Schön, was der über mich zu wissen glaubt ohne mich zu kennen.)

    - wenn du dein Leben lang alleine (= ohne Partner) bleibst, wirst du das bereuen .. wirst du seltsam

    - hast du schlechte Erfahrungen gemacht?

    oder direkter:
    - wurdest du missbraucht? wurdest du misshandelt?
    (öhm - ich wurde es zum Glück nicht, aber wenn ich mir vorstelle derjenige hält das für möglich und fragt dann trotzdem so stumpf (plötzlich) nach einem immerhin für viele traumatisch-intim-persönlichen Erlebnis, obwohl er mich (fast) nicht kennt, bin ich versucht umgekehrt negative Mutmaßungen über dessen Sozialkompetenz und Empathievermögen anzustellen.

    Mal abgesehen davon, dass es für mich diskriminierend ist, wenn das kommt als Reaktion darauf, dass ich aromantisch bin. ... Müsste man mal umgekehrt mit umgekehrten Rollen machen. Aber diese Art von gespiegelter Kritik dürfte eher nicht verstanden werden von so jemanden.)

    - ihr Frauen habt immer so hohe Ansprüche; euch ist keiner gut genug
    (Äh was hat das jetzt damit zu tun, dass cih generell keinen Partner suche? )

    - was habe ich falsch gemacht, dass du dich nicht in mich verliebt hast?
    (Nichts, ich verliebe mich eben nicht. Und warum muss man sich verlieben, wenn jmd. Aktion C, D, E etc. abspult???

    Diese Frage ist aber heikel, weil wenn man sie verneint, kommt der andere auf die Idee, dass - wenn er alles richtig gemacht hat - etwas mit einem nicht stimmt, man gestört wäre. => gefühlskalt, narzisstisch und unempathisch (nur weil ich nicht wollte und nicht verliebt war) kam auch schon.

    Dass es auch bei romantisch tickenden Menschen nicht zwangsläufig funken muss und man keinen Anspruch darauf hat, dass Mitmenschen sich in einen verlieben und eine Beziehung mit einem wollen, scheint an diesen Menschen vorbeigegangen zu sein.)

    - du bist komisch/seltsam/mit dir stimmt doch was nicht
    (tja, wenn du das sagst, muss es so sein /sarkasmus off)

    => gerne gefolgt davon, dass man gefälligst endlich zugeben soll, was genau die Ursache für diese Störung ist
    (wird auch gerne kombiniert mit Mutmaßungen über gestörte Familienstrukturen bzw. platt gesagt, dass man nicht genügend Liebe im Elternhaus erfahren hätte oder sonstwie z.B. vom Bruder misshandelt worden wäre, sodass man jetzt gefühlskalt und unfähig zur Liebe und nahen mitmenschlcihen Kontakten durch die Welt stapfen müsse.

    Ohje. Eigentlich ist da jede Erwiderung vergebliche Liebesmüh^^ - wird alles umgedeutet und ins vorgefertigte bild gequetscht. Egal wie sehr das an allen Ecken und Kanten knirscht und was man selbst dazu sagt, was dem widerspricht.

    - jede Frau will einen Mann (+ Kinder), egal was sie sagt

    - Frauen verlieben sich häufiger und schneller als Männer; wenn du dich selbst bei Sex nicht verliebst, bist du 'ne Schlampe* und vögelst doch sicher jede WE mit jmd. anderem
    (träum weiter; ist wohl eher das eigene Kopfkino + unbewusster Neid auf vermeintlich sexuell aktiverere Personen als du es bist; ich bin aromantisch und nur weil ich Sex und Liebe trenne kann bzw. mich nicht verliebe, bin ich deshalb kein Mensch mit einer hohen Libido und starkem Interesse an Sex mit anderen Menschen. De facto hält sich beides bei mir in engen Grenzen und ich lebe somit die meiste Zeit asexuell; ich würde sogar mit dir wetten, dass du mehr sexuelle Erlebnisse gehabt hast als ich und dich weit häufiger selbst befriedigst. ... Provokant gefragt: Wer von uns beiden ist jetzt die Schlampe (m/w)?!

    Zumal das pauschale Abwerten von sexuell außerhalb einer festen Beziehung aktiven Menschen sich mir nicht erschließt.

    *= "Schlampe" wird gerne umschrieben mit "so eine bist du?!" bzw. "du wirkst so lieb und brav, das hätte ich jetzt nicht von dir gedacht" = ging da jeweils darum, dass ich (einmalig) bereits Sex gehabt hatte mit Mitte 20 ohne in einer Beziehung geschweige denn verliebt in den gewesen zu sein. Das scheint für manche romantisch tickende Menschen (Männer), die ein Problem mit dem sex. Vorleben eines (weiblichen) Menschen haben, weil das nicht in ihr Bild von demjenigen passt, ein pers. Affront zu sein und gehört sanktioniert durch Missbilligung. )




  • #14

    Zara (Freitag, 18 März 2016 02:22)

    Edit:
    Das hier habe ich missverständlich ausgedrückt:
    "Zumal das pauschale Abwerten von sexuell außerhalb einer festen Beziehung aktiven Menschen sich mir nicht erschließt."

    Ich meine hiermit kein Fremdgehen in einer monogamen Beziehung, sondern dass Menschen abgewertet und als "Schlampen" dargestellt werden, wenn sie Sex just4fun haben ohne mit dem Intim"partner" zusammen kommen zu wollen bzw. verliebt in diesen gewesen sind.

    Dann ist man "leicht zu haben"; "hat sich verschenkt" und all der seltsame Quatsch, in dem so getan wird, als ob man Sex nur gibt im Gegenzug auf eine Partnerschaft.
    (Muss man sich eigentlich mal auf der Zunge zergehen lassen: Sex zu geben (was ein Sex nicht aus sich heraus selbst wollen impliziert), um im Gegenzug etwas vom anderen zu bekommen, wird als nobler und gesünder angesehen, als Sex mit jmd. zu haben, weil man das selbst möchte und dabei seinem intrinischem Bedürfnis nachgeht in dem Moment.

    Ich meine ich habe für mich festgestellt, dass mein Interesse an Sex mit anderen gering ist und kann gut sein, dass cih insgesamt einem asexuellem Typus entspreche, aber als ich erstmalig ausprobiert habe wie es ist mit jemanden zu schlafen, war das weil cih das selbst so wollte und das absolut stimmig für mich. Es war nur eben nicht sexuell befriedigend/hätte mir das kickender vorgestellt, aber das könnte an verschiedenen Ursachen gelgen haben.)

  • #15

    Nina (Mittwoch, 30 März 2016 15:56)

    Hallo Zara, das was du dir anhören musstest, kenne ich leider sehr gut. Ich verstehe auch nicht, warum die Allgemeinheit es als unnormal darstellt. Deshalb bin ich froh, dass es Websites wie diese hier gibt.

  • #16

    Zara (Montag, 09 Mai 2016 03:07)

    @Nina:
    "Deshalb bin ich froh, dass es Websites wie diese hier gibt. "

    Ohja, ich auch!
    (Es ist meines Wissens nach auch der einzige deutschsprachige Blog dazu.)